Das Leben
der Luise Adolpha LE BEAU
Im
Folgenden finden Sie einen knappe Zusammenfassung einer Studie über
das Leben der zur Komponistin Luise Adolpha Le Beau;
verfaßt von Frau Brigitte Naber.
Einen
kostenlosen Download des gesamten Textes stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung:
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Luise Adolpha
Le Beau - eine badische Komponistin
Text von Brigitte Naber
Luise Adolpha
Le Beau wurde am 25. April 1850 als einziges Kind ihrer musikbegeisterten
Eltern in der Herrenstrasse 9 in Rastatt geboren.
Schon in frühester Kindheit zeigt sich die außergewöhnliche Begabung für
Musik, die von den Eltern nach Kräften unterstützt wird. Sie verfügen
ebenfalls über pädagogisches Talent, so dass die kleine Luise zunächst
keine öffentliche Schule besucht.
Später
absolviert sie in Karlsruhe ein Mädcheninstitut, ist aber der Meinung
„Allein ist’s am schönsten". Eine Reihe von Kompositionen entstehen in
dieser Zeit.
Mit Hilfe der verständnisvollen Eltern beginnt Luise eine Ausbildung zur
Konzertpianistin: zunächst bei Kalliwoda in Karlsruhe, dann bei Haizinger
und schließlich einen „Musikalischen Sommer" lang bei Clara Schumann in
Baden-Baden; eine hochexplosive Verbindung der beiden emanzipierten Frauen.
Als erste Frau überhaupt - allerdings separat von den Männern unterrichtet
- studiert Luise bei Joseph Rheinberger in München Komposition. Dort gründet
sie ein kleines Musikinstitut und ist eine äußerst beliebte Pädagogin.
Konzertreisen und zahlreiche Veröffentlichungen kennzeichnen die folgenden
Lebensjahre - die Eltern bleiben stets an ihrer Seite. Internationaler
Erfolg, besonders in Italien, ist ihren Werken beschieden.
1893 siedelt man zurück in die Heimat: Baden-Baden wird auf Wunsch der
alten und kranken Eltern zum Hauptwohnsitz. Auch hier feiert die Künstlerin
zunächst Triumphe. Mit dem Tod der Eltern scheint sie aber auch der berufliche
Erfolg verlassen zu haben. Enttäuscht zieht sich Luise Adolpha Le Beau
schließlich aus der Öffentlichkeit zurück und stirbt vergessen in ihrem
Haus in der Stefanienstrasse im Jahr 1927.
Nur dem Engagement der Pianistin Maria Bergmann ist es zu verdanken, dass
Luise in den vergangenen Jahren - zumindest regional wieder Eingang in
die Konzertprogramme gefunden hat. Nicht alle ihre Werke sind vollständig
erhalten geblieben; dennoch umfassen sie ein breites Spektrum: Oratorien,
Opern, Kammermusik und Orchesterwerke gehören dazu. Wenngleich Luise selbst
ihre Kreativität stets kritisch und bescheiden einordnete, so bleibt ihr
Stil dennoch unverwechselbar.
Luise
Adolpha Le Beau in Baden-Baden
Text
von Jutta Bergengruen
Im "Tagblatt"
vom 23. Oktober 1922 war zu lesen: "… als zweite Nummer stand auf dem
trefflich gewählten Programm zum erstenmale das Konzert für Klavier mit
Orchester d-moll, Werk 37, von Luise Adolpha Le Beau. Die einzelnen Sätze
dieses Werkes zeigen die Komponistin auf der Höhe ihres Könnens stehend;
sie sind unter der Verwendung der verschiedenen Instrumente feinsinnig
empfunden und geben wiederum ein beredtes Zeugnis von der musikalischen
Gestaltungskraft der Komponistin… Frl. Le Beau saß am Klavier und spielte
ihr eigenes Werk mit jugendlichem Feuer und brillanter Technik - und erntete
reichsten Beifall."
Diese Uraufführung ihres bereits 1887 komponierten Klavierkonzertes muss
für die Komponistin und Pianistin Le Beau, die damals schon 72 Jahre alt
war, eine Genugtuung gewesen sein. Noch einmal konnte sie zeigen, was
für eine große Künstlerin sie war. Ihr Lebensweg als Komponistin war allerdings
dornenvoll gewesen. Sie war sozusagen eine Königin ohne Krone unter allen
Komponistinnen der damaligen Zeit, eine Vorkämpferin für alle nachfolgenden
Komponistinnengenerationen. Sie hatte nicht wie Clara Schumann oder Fanny
Mendelssohn ein familiäres Schutzschild vorzuweisen. Somit bedurfte es
einiger Tapferkeit, sich dennoch demonstrativ auf dem männerorientierten
Musikmarkt durchzusetzen. Sie fühlte sich sicher, kompositorisch auf dem
rechten Wege zu sein; ausserdem war sie eine glänzende Pianistin.
Diszipliniert und stark im Willen hatte die junge Le Beau versucht, sich
in München, Wiesbaden und Berlin eine sichere Existenz aufzubauen. Es
gelang ihr nicht. Noch vor der Jahrhundertwende zog die Künstlerin (etwas
frustriert) nach Baden-Baden, in eine Stadt, die ihr auch von Auftritten
her wohlbekannt war und in der sie bis an ihr Lebensende blieb.
Die Kurstadt, die immer ein offenes Ohr für Künstler aller Art hatte,
bekundete Interesse an ihrem Werk, an ihrem Wirken als Pianistin, als
Rezensentin beim "Badeblatt" und Autorin ihrer "Lebenserinnerungen". Das
Buch ließ die Fachwelt jedenfalls aufhorchen. Weniger, weil die Le Beau
darin kein Blatt vor den Mund nahm und mit ihren Widersachern abrechnete.
Eher, dass eine Frau es wagte, sich gegen das Vorurteil, Frauen könnten
nun einmal nicht komponieren, mit allen Mitteln ihrer eigenen Kunst zur
Wehr setzte.
Die Spuren, die Luise Adolpha Le Beau in Baden-Baden hinterlassen hat,
sind vielfältig und bis heute nicht verwischt. Auf dem Friedhof sind die
Grabplatten ihrer Eltern und von ihr selbst in eine Mauer eingelassen
und für jedermann sichtbar. Auf die Frage, wo sie gewohnt hat, gibt Margot
Fuß in ihrem Buch über die Stephanienstraße Antwort: es muss im Haus Gutenberg
gewesen sein.
Nach dem 1. Weltkrieg bezog Le Beau eine kleinere, aber nicht minder repräsentative
Wohnung in der Lichtentaler Str. 46. Der Quell des Komponierens war später
nicht unbedingt versiegt. Aber es entstanden nur noch kleinere Werke.
Dafür unterrichtete sie weiter Klavierschülerinnen, von ihnen liebevoll
"La Belle" genannt.
Die Stadt, in der Luise Adolpha Le Beau über 30 Jahre nicht ungern lebte,
ehrte die Komponistin auf ihre Weise. Immer wieder fanden zu hohen Geburtstagen
der Le Beau Konzerte mit Werken von ihr statt. Noch heute trägt die Musikbücherei
der Stadt ihren Namen und hält viele gedruckte Werke von ihr zur Einsicht
bereit. Großer Dank gebührt aber vor allem der SWF-Pianistin Maria Bergmann.
Sie hat es verstanden, Werke der Le Beau, die sie im Keller bei einer
ehemaligen Schülerin entdeckte, der Öffentlichkeit in Zusammenarbeit mit
namhaften Interpreten wieder zugänglich zu machen. Sogar eine erste CD
mit Kammermusikwerken ist von ihr auf den Weg gebracht worden.
Der Dichter Christian Morgenstern sagt: Nicht da ist man daheim, wo man
seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird. Luise Adolpha Le
Beau war dankbar, beides in Baden-Baden gefunden zu haben. Ohne Worte
sprechen wird aber immer ihre Musik, die so oft in dieser Stadt zu hören
war und ist.
(Jutta Bergengruen
leitete viele Jahre die Musikbücherei der Stadt Baden-Baden. Auf ihre
Initiative hin wurde die Musikbücherei nach "Luise Adolpha Le Beau" benannt)
LE BEAU -
Jahr 2000
Weshalb ein
Le Beau-Jahr in Baden-Baden ?
Zunächst wäre für eine Ehrung Grund genug, dass die Komponistin Luise
Adolpha
Le Beau vor 150 Jahren am 25. April 1850 im benachbarten Rastatt geboren
wurde und mit 77 Jahren am 17. Juli 1927 in Baden-Baden starb.
Nachdem Maria Bergmann in den 80er Jahren Le Beau quasi wieder entdeckt
und eine CD mit Kammermusik von ihr initiiert hatte, beschäftigten sich
fast ausnahmslos Musikerinnen und Musikwissenschaftlerinnen mit ihr. Neben
dem wissenschaftlichen und musikalischen Interesse an ihrer Musik spielt
natürlich der Reiz einer "Entdeckung" und die geschlechtsbezogene Affinität
eine Rolle. Man muss festhalten, dass Le Beau nicht aus ideologischen
oder gesellschaftskritischen Erwägungen heraus Anerkennung suchte, sondern
ihrer Musik, ihrer kompositorischen Fähigkeiten und ihrer Leistung wegen.
Le Beau schreibt in ihren "Lebenserinnerungen einer Komponistin", dass
sie nie das Talent hatte, "Ehren zu erschwänzeln" und "Wenn meine Werke
wert sind, mich zu überleben, dann tun sie es!". Deshalb soll ihre Musik
für sich selbst sprechen und das breitgefächerte Spektrum ihrer kompositorischen
Tätigkeit soll zu Gehör gebracht und allgemein zugänglich gemacht werden.
Das Programm sieht außer Klavier- und Kammermusik und Liedern auch Chormusik
vor. Dass Le Beau auch anspruchsvolle und ansprechende Instrumentalmusik
geschaffen hat, hörten wir im vergangenen Jahr anlässlich der Aufführung
ihres Oratoriums "Ruth" durch die Opernakademie Baden-Baden e.V., das
am 25. Mai, 20.15 Uhr vom SWR 2 gesendet wird und eine weitere Beurteilung
ist möglich, wenn im Rahmen des 2. Abo-Konzertes der Baden-Badener Philharmonie
am 27. Oktober ihre für die Baden-Badener Bürger und das damalige Cur-Orchester
komponierte Sinfonische Dichtung "Hohenbaden" nach 80 Jahren erstmals
wieder zu hören sein wird. In die Chor-Gala eingeflochtene Chöre aus ihrem
Oratorium "Hadumoth" und aus ihrer noch nie aufgeführten Märchenoper werden
einen Vorgeschmack vermitteln auf eine baldige Aufführung dieser beiden
Werke Le Beaus.
Le Beau hat fast die Hälfte ihres Lebens und mehr als die Hälfte ihrer
Schaffensperiode als Bürgerin von Baden-Baden hier gelebt. Nach ihrer
Kindheit bis 1859 vorwiegend in Rastatt hat sie ihre Schulzeit bis 1874
in Karlsruhe verbracht. Ihre "erfolgreichsten" Jahre von 1874 bis 1885
waren ihre Studienjahre in München. Daran schlossen sich von 1885 bis
1893 Wanderjahre in Wiesbaden und Berlin an, bis sie ihre Reifejahre von
1893 bis zu ihrem Tod 1927 in Baden-Baden lebte und hier zwar relativ
zurückgezogen, aber aktiv am Musikleben teilnehmend bei den Musikfreunden
große Anerkennung und Zuneigung als Komponistin und als Pianistin fand.
Immerhin hat sie fast 1/3 (48 von 157) ihrer Werke in ihrer Baden-Badener
Zeit komponiert.
Es geht also darum, eine der ersten fachlich ausgebildeten und nach Meinung
zeitgenössischer Kritiker wohl begabtesten Komponistinnen ihrer Zeit,
die wesentlich in Baden-Baden lebte und wirkte, wieder ins Bewusstsein
zu bringen und zu würdigen.
Willi Bauer
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