Das Leben der Luise Adolpha LE BEAU

1872

 

Im Folgenden finden Sie einen knappe Zusammenfassung einer Studie über das Leben der zur Komponistin Luise Adolpha Le Beau;
verfaßt von Frau Brigitte Naber.
Einen kostenlosen Download des gesamten Textes stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung: DOWNLOAD

 

Luise Adolpha Le Beau - eine badische Komponistin
Text von Brigitte Naber

Luise Adolpha Le Beau wurde am 25. April 1850 als einziges Kind ihrer musikbegeisterten Eltern in der Herrenstrasse 9 in Rastatt geboren.
Schon in frühester Kindheit zeigt sich die außergewöhnliche Begabung für Musik, die von den Eltern nach Kräften unterstützt wird. Sie verfügen ebenfalls über pädagogisches Talent, so dass die kleine Luise zunächst keine öffentliche Schule besucht.
Später absolviert sie in Karlsruhe ein Mädcheninstitut, ist aber der Meinung „Allein ist’s am schönsten". Eine Reihe von Kompositionen entstehen in dieser Zeit.
Mit Hilfe der verständnisvollen Eltern beginnt Luise eine Ausbildung zur Konzertpianistin: zunächst bei Kalliwoda in Karlsruhe, dann bei Haizinger und schließlich einen „Musikalischen Sommer" lang bei Clara Schumann in Baden-Baden; eine hochexplosive Verbindung der beiden emanzipierten Frauen.
Als erste Frau überhaupt - allerdings separat von den Männern unterrichtet - studiert Luise bei Joseph Rheinberger in München Komposition. Dort gründet sie ein kleines Musikinstitut und ist eine äußerst beliebte Pädagogin.
Konzertreisen und zahlreiche Veröffentlichungen kennzeichnen die folgenden Lebensjahre - die Eltern bleiben stets an ihrer Seite. Internationaler Erfolg, besonders in Italien, ist ihren Werken beschieden.
1893 siedelt man zurück in die Heimat: Baden-Baden wird auf Wunsch der alten und kranken Eltern zum Hauptwohnsitz. Auch hier feiert die Künstlerin zunächst Triumphe. Mit dem Tod der Eltern scheint sie aber auch der berufliche Erfolg verlassen zu haben. Enttäuscht zieht sich Luise Adolpha Le Beau schließlich aus der Öffentlichkeit zurück und stirbt vergessen in ihrem Haus in der Stefanienstrasse im Jahr 1927.
Nur dem Engagement der Pianistin Maria Bergmann ist es zu verdanken, dass Luise in den vergangenen Jahren - zumindest regional wieder Eingang in die Konzertprogramme gefunden hat. Nicht alle ihre Werke sind vollständig erhalten geblieben; dennoch umfassen sie ein breites Spektrum: Oratorien, Opern, Kammermusik und Orchesterwerke gehören dazu. Wenngleich Luise selbst ihre Kreativität stets kritisch und bescheiden einordnete, so bleibt ihr Stil dennoch unverwechselbar.

 

1893

 

Luise Adolpha Le Beau in Baden-Baden
Text von Jutta Bergengruen

Im "Tagblatt" vom 23. Oktober 1922 war zu lesen: "… als zweite Nummer stand auf dem trefflich gewählten Programm zum erstenmale das Konzert für Klavier mit Orchester d-moll, Werk 37, von Luise Adolpha Le Beau. Die einzelnen Sätze dieses Werkes zeigen die Komponistin auf der Höhe ihres Könnens stehend; sie sind unter der Verwendung der verschiedenen Instrumente feinsinnig empfunden und geben wiederum ein beredtes Zeugnis von der musikalischen Gestaltungskraft der Komponistin… Frl. Le Beau saß am Klavier und spielte ihr eigenes Werk mit jugendlichem Feuer und brillanter Technik - und erntete reichsten Beifall."
Diese Uraufführung ihres bereits 1887 komponierten Klavierkonzertes muss für die Komponistin und Pianistin Le Beau, die damals schon 72 Jahre alt war, eine Genugtuung gewesen sein. Noch einmal konnte sie zeigen, was für eine große Künstlerin sie war. Ihr Lebensweg als Komponistin war allerdings dornenvoll gewesen. Sie war sozusagen eine Königin ohne Krone unter allen Komponistinnen der damaligen Zeit, eine Vorkämpferin für alle nachfolgenden Komponistinnengenerationen. Sie hatte nicht wie Clara Schumann oder Fanny Mendelssohn ein familiäres Schutzschild vorzuweisen. Somit bedurfte es einiger Tapferkeit, sich dennoch demonstrativ auf dem männerorientierten Musikmarkt durchzusetzen. Sie fühlte sich sicher, kompositorisch auf dem rechten Wege zu sein; ausserdem war sie eine glänzende Pianistin.
Diszipliniert und stark im Willen hatte die junge Le Beau versucht, sich in München, Wiesbaden und Berlin eine sichere Existenz aufzubauen. Es gelang ihr nicht. Noch vor der Jahrhundertwende zog die Künstlerin (etwas frustriert) nach Baden-Baden, in eine Stadt, die ihr auch von Auftritten her wohlbekannt war und in der sie bis an ihr Lebensende blieb.
Die Kurstadt, die immer ein offenes Ohr für Künstler aller Art hatte, bekundete Interesse an ihrem Werk, an ihrem Wirken als Pianistin, als Rezensentin beim "Badeblatt" und Autorin ihrer "Lebenserinnerungen". Das Buch ließ die Fachwelt jedenfalls aufhorchen. Weniger, weil die Le Beau darin kein Blatt vor den Mund nahm und mit ihren Widersachern abrechnete. Eher, dass eine Frau es wagte, sich gegen das Vorurteil, Frauen könnten nun einmal nicht komponieren, mit allen Mitteln ihrer eigenen Kunst zur Wehr setzte.
Die Spuren, die Luise Adolpha Le Beau in Baden-Baden hinterlassen hat, sind vielfältig und bis heute nicht verwischt. Auf dem Friedhof sind die Grabplatten ihrer Eltern und von ihr selbst in eine Mauer eingelassen und für jedermann sichtbar. Auf die Frage, wo sie gewohnt hat, gibt Margot Fuß in ihrem Buch über die Stephanienstraße Antwort: es muss im Haus Gutenberg gewesen sein.
Nach dem 1. Weltkrieg bezog Le Beau eine kleinere, aber nicht minder repräsentative Wohnung in der Lichtentaler Str. 46. Der Quell des Komponierens war später nicht unbedingt versiegt. Aber es entstanden nur noch kleinere Werke. Dafür unterrichtete sie weiter Klavierschülerinnen, von ihnen liebevoll "La Belle" genannt.
Die Stadt, in der Luise Adolpha Le Beau über 30 Jahre nicht ungern lebte, ehrte die Komponistin auf ihre Weise. Immer wieder fanden zu hohen Geburtstagen der Le Beau Konzerte mit Werken von ihr statt. Noch heute trägt die Musikbücherei der Stadt ihren Namen und hält viele gedruckte Werke von ihr zur Einsicht bereit. Großer Dank gebührt aber vor allem der SWF-Pianistin Maria Bergmann. Sie hat es verstanden, Werke der Le Beau, die sie im Keller bei einer ehemaligen Schülerin entdeckte, der Öffentlichkeit in Zusammenarbeit mit namhaften Interpreten wieder zugänglich zu machen. Sogar eine erste CD mit Kammermusikwerken ist von ihr auf den Weg gebracht worden.
Der Dichter Christian Morgenstern sagt: Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird. Luise Adolpha Le Beau war dankbar, beides in Baden-Baden gefunden zu haben. Ohne Worte sprechen wird aber immer ihre Musik, die so oft in dieser Stadt zu hören war und ist.

(Jutta Bergengruen leitete viele Jahre die Musikbücherei der Stadt Baden-Baden. Auf ihre Initiative hin wurde die Musikbücherei nach "Luise Adolpha Le Beau" benannt)

 

 

LE BEAU - Jahr 2000

Baden-Baden

Weshalb ein Le Beau-Jahr in Baden-Baden ?

Zunächst wäre für eine Ehrung Grund genug, dass die Komponistin Luise
Adolpha Le Beau vor 150 Jahren am 25. April 1850 im benachbarten Rastatt geboren wurde und mit 77 Jahren am 17. Juli 1927 in Baden-Baden starb.
Nachdem Maria Bergmann in den 80er Jahren Le Beau quasi wieder entdeckt und eine CD mit Kammermusik von ihr initiiert hatte, beschäftigten sich fast ausnahmslos Musikerinnen und Musikwissenschaftlerinnen mit ihr. Neben dem wissenschaftlichen und musikalischen Interesse an ihrer Musik spielt natürlich der Reiz einer "Entdeckung" und die geschlechtsbezogene Affinität eine Rolle. Man muss festhalten, dass Le Beau nicht aus ideologischen oder gesellschaftskritischen Erwägungen heraus Anerkennung suchte, sondern ihrer Musik, ihrer kompositorischen Fähigkeiten und ihrer Leistung wegen.
Le Beau schreibt in ihren "Lebenserinnerungen einer Komponistin", dass sie nie das Talent hatte, "Ehren zu erschwänzeln" und "Wenn meine Werke wert sind, mich zu überleben, dann tun sie es!". Deshalb soll ihre Musik für sich selbst sprechen und das breitgefächerte Spektrum ihrer kompositorischen Tätigkeit soll zu Gehör gebracht und allgemein zugänglich gemacht werden. Das Programm sieht außer Klavier- und Kammermusik und Liedern auch Chormusik vor. Dass Le Beau auch anspruchsvolle und ansprechende Instrumentalmusik geschaffen hat, hörten wir im vergangenen Jahr anlässlich der Aufführung ihres Oratoriums "Ruth" durch die Opernakademie Baden-Baden e.V., das am 25. Mai, 20.15 Uhr vom SWR 2 gesendet wird und eine weitere Beurteilung ist möglich, wenn im Rahmen des 2. Abo-Konzertes der Baden-Badener Philharmonie am 27. Oktober ihre für die Baden-Badener Bürger und das damalige Cur-Orchester komponierte Sinfonische Dichtung "Hohenbaden" nach 80 Jahren erstmals wieder zu hören sein wird. In die Chor-Gala eingeflochtene Chöre aus ihrem Oratorium "Hadumoth" und aus ihrer noch nie aufgeführten Märchenoper werden einen Vorgeschmack vermitteln auf eine baldige Aufführung dieser beiden Werke Le Beaus.
Le Beau hat fast die Hälfte ihres Lebens und mehr als die Hälfte ihrer Schaffensperiode als Bürgerin von Baden-Baden hier gelebt. Nach ihrer Kindheit bis 1859 vorwiegend in Rastatt hat sie ihre Schulzeit bis 1874 in Karlsruhe verbracht. Ihre "erfolgreichsten" Jahre von 1874 bis 1885 waren ihre Studienjahre in München. Daran schlossen sich von 1885 bis 1893 Wanderjahre in Wiesbaden und Berlin an, bis sie ihre Reifejahre von 1893 bis zu ihrem Tod 1927 in Baden-Baden lebte und hier zwar relativ zurückgezogen, aber aktiv am Musikleben teilnehmend bei den Musikfreunden große Anerkennung und Zuneigung als Komponistin und als Pianistin fand. Immerhin hat sie fast 1/3 (48 von 157) ihrer Werke in ihrer Baden-Badener Zeit komponiert.
Es geht also darum, eine der ersten fachlich ausgebildeten und nach Meinung zeitgenössischer Kritiker wohl begabtesten Komponistinnen ihrer Zeit, die wesentlich in Baden-Baden lebte und wirkte, wieder ins Bewusstsein zu bringen und zu würdigen.

Willi Bauer